Donnerstag, 30. September, bis Sonntag, 3. Oktober 2021, ganztags, Hotel Waldhaus Sils
Nietzsche diagnostizierte bereits für sein Zeitalter einen eklatanten Wertezerfall. Die Ursachen für das Aufkommen eines alleszersetzenden Nihilismus sind ihm zufolge vielfältig, sie reichen von einem Verlust kultureller Einheit, dem Niedergang der Bildungseinrichtungen, der Erosion der Fundamente des Staates, des Endes der Metaphysik bis hin zur Selbstaufhebung der Moral und der Krise der Kunst in der Moderne. Der Wertezerfall wird von Nietzsche als zwangsläufige Folge eines alle Bereiche der Kultur und Gesellschaft durchdringenden Nihilismus bestimmt, daneben aber gibt es – vor allem in seinen späten Texten – auch Überlegungen zu einer Umwertung aller Werte. Für diese müsse zunächst der Wert der tradierten Werte festgestellt und neue Kriterien für neue Werte gefunden werden, die nicht sofort wieder vom Strudel des allgemeinen Nihilismus erfasst werden.
Diese Aufgabe erscheint heute dringlicher denn je. Die Krise der Wahrheit hat im Zeitalter „alternativer Fakten“ und der durch die digitale Revolution allumfassend gewordenen Virtualität menschlicher Lebenserscheinungen zu einer vollkommenen Beliebigkeit von Wertungen geführt. Gesetzt werden Werte, die ohne Begründung auskommen und frei zirkulieren, grundlose Werte. Aktuell aber gibt es auch durch die allmähliche Bewusstwerdung der globalen ökologischen Krise – die Wüste wächst buchstäblich – eine Wiederkehr von Werten und moralischer Imperative, deren Status philosophisch weitgehend ungeklärt ist, und die Nietzsches Kritik absoluter Setzungen zu ignorieren scheinen, vielleicht sogar ignorieren müssen.
Welches Potential bergen Nietzsches Wertekritik und seine Vision einer Umwertung der Werte für die heutigen Diskussionen?
Das Kolloquium ist öffentlich und wendet sich nicht nur an Spezialisten, sondern generell an ein interessiertes Publikum. Die Veranstaltungen können einzeln besucht werden.
Preise: Tagungskarte CHF 180.- (Studierende CHF 50.-) / Einzelkarten CHF 20.- (Studierende CHF 10.-) / Konzert CHF 30.- (Studierende CHF 20.-). Dieses Jahr gilt eine Anmeldepflicht.
Organisation: Prof. Dr. Peter André Bloch, PD Dr. Peter Villwock, Dr. Timon Boehm.
In Zusammenarbeit mit: Sils Tourismus 081 838 50 50, St. Moritz Tourismus 081 837 33 88, Hotel Waldhaus 081 838 51 00.
Eintritte: Alle Veranstaltungen sind öffentlich und können auch einzeln besucht werden. Einzeleintritte Fr. 15.- / reduziert Fr. 8.-. Alle Veranstaltungen Fr. 100.- / reduziert Fr. 60.-
Mi. 30.9., um 21.15 Uhr: Peter André Bloch – Nietzsche und der blaue Reiter – seine Wirkung auf den deutschen Expressionismus.
Do. 1.10., um 17.30 Uhr: Barbara Naumann – F. Nietzsche: „Ich selber als Ganzes komme mir so oft wie der Krikelkrakel vor“.
Do. 1.10., um 21.15 Uhr: Peter Villwock – Sonnenwende in St. Moritz: Nietzsche kommt ins Engadin (Nietzsches erster Aufenthalt im Sommer 1879 und die damit verbundene Lebenswende).
Fr. 2.10., um 21.15 Uhr: Martin Meyer (ex-Feuilleton-Chef NZZ) – Corona – eine Geschichte, die unser Innerstes berührt und uns allen vor Augen führt, wie lebenswichtig die richtige Lektüre sein kann.
P.S. Die Anmeldung und Reservation zu diesen Vorträgen ist unerlässlich, da Platzzahl beschränkt.
Eintrittspreise: Erwachsene CHF 20.- / Studierende CHF 10.-
Informationen und Anmeldungen: mail@waldhaus-sils.ch oder Tel. +41 81 838 51 00
Es gibt Landschaften oder einzelne Orte, die eine besondere Anziehungskraft auf Generationen von Intellektuellen und Künstlern ausgeübt haben, die als ideale Treffpunkte, als Inspirationsquellen, als Zentren des Austausches und der kreativen Arbeit erlebt wurden. Das Oberengadin gehört zweifelsohne zu ihnen. Ist es heute aber immer noch so wie zur Zeit, als sich z.B. die Familie Mann, Hermann Hesse, Annemarie Schwarzenbach in Sils ein Stelldichein gaben? Oder hat sich inzwischen die künstlerische Arbeit, auch infolge der Digitalisierung, vom «genius loci» und vom persönlichen Austausch losgelöst? Das sind einige der Fragen, denen die diesjährigen Kunst- und LiteraTourtage nachgehen möchten. Zur Mitwirkung an der dreitägigen Veranstaltung konnten deren Initianten, Mirella Carbone und Joachim Jung, Larissa Bieler gewinnen, Direktorin und Chefredaktorin von SwissInfo (SWI), sowie die Autoren Iso Camartin, Simone Lappert und Roger de Weck, den Hotelier Urs Kienberger, den langjährigen Waldhaus-Techniker und Fotografen Guido Schmidt, die Geigerin Maya Homburger, den Kontrabassisten und Komponisten Barry Guy sowie das Corvus Oboenquartett.
Mit Werken von Jonathan Meese, Christina Kiehs-Glos, Gerhard Richter und Not Vital
Donnerstag, 25. Juli, 17.00 Uhr, Chesa Matossi / Nietzsche-Haus
Die Silser Hesse-Tage haben sich in den vergangenen Jahren zu einem viel
beachteten Forum entwickelt, das einen Dialog zwischen interessierten Leserinnen
und Lesern, bekannten Autoren, Vertretern der Literaturwissenschaft,
Schauspielern und Musikern ermöglicht. Das vielseitige Programm der 20. Silser
Hesse-Tage richtet sich sowohl an Kennerinnen und Kenner von Hesses
Werk als auch an alle Kulturfreunde, die auf diesem Weg einen der weltweit
meist gelesenen Schriftsteller näher kennen lernen möchten.
Vortrag mit Illustrationen von Joachim Jung
17.30 Uhr, Pavillon Chesa Fonio Sils
Zum dritten Mal bietet das Nietzsche-Haus interessierten Feriengästen eine Nietzsche-Werkstatt an. Im Zentrum des Programms, das Vorträge, Führungen, Lesungen und Gespräche beinhaltet, stehen jene Texte, die während Nietzsches Sommeraufenthalte im Oberengadin entstanden sind.
Preise: Gesamtkarte CHF 60.- / Einzelkarte CHF 15.- (Studenten zahlen die Hälfte)
Vom 23. Juli 2015 bis Mitte Juli 2016 sind im Nietzsche-Haus drei Sonderausstellungen zu sehen:
„Friedrich Dürrenmatt, Gerhard Richter, Not Vital – Modelle, Muster, Parodien“
„Der Basler Nietzsche“
„Das Archiv von Oscar Levy – Neue Dokumente“.
Die Vernissage ist öffentlich, der Eintritt frei. Laudatio von Prof. Dr. Peter André Bloch.