Geschichte des Hauses

Das ca. 200-jährige Haus im Ortskern von Sils Maria, in dem Friedrich Nietzsche sieben Sommer verbrachte (1881 und 1883-1888), gehörte zu jener Zeit der Familie Durisch und blieb auch nach Nietzsches Aufenthalten lange in Privatbesitz. Zeitweilig wurde es vom benachbarten Hotel Edelweiss auch als Personalhaus benutzt. 1958 sollte das Gebäude verkauft werden und einen Gewerbebetrieb aufnehmen, was grosse architektonische Veränderungen mit sich gebracht hätte. Doch dazu kam es glücklicherweise nicht. Dem ideellen und finanziellen Engagement mehrerer Persönlichkeiten, die den kulturhistorischen Wert des Hauses erkannten und es einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen wünschten, ist es zu verdanken, dass 1959 die „Stiftung Nietzsche-Haus in Sils-Maria“ gegründet werden konnte. Sie erwarb das Haus, liess es sanft renovieren und richtete dort ein Museum ein.

Am  25. August 1960,  Nietzsches sechzigstem Todestag, öffnete es einem interessierten Publikum erstmals seine Türen. Zwei Tage nach der Einweihungsfeier, berichtete die lokale Zeitung „Engadiner Post“ ausführlich darüber. Das Konzept der Stiftung, die bis heute Trägerin des Hauses ist, ist dabei ein dreifaches: Zum einen informiert eine umfangreiche Ausstellung über Leben und Werk des Philosophen. Zum anderen ist das Haus auch eine Wohn-, Arbeits- und Forschungsstätte. Die Stiftung bietet geistig und kulturell regen Menschen die Möglichkeit eines auf maximal 3 Wochen begrenzten  Wohn- und Studienaufenthaltes, mit dem Ziel, das lebendige Gespräch unter den Forschenden zu fördern,  das bis heute den fruchtbaren Boden zu vielfältiger gedanklicher Anregung und Auseinandersetzung gibt und das Nietzsche-Haus davor bewahrt, musealen Staub anzusetzen.

Ausserdem führt die Stiftung seit Mitte der 80er Jahre regelmässig Ausstellungen zeitgenössischer Kunst mit regionalem und/oder Nietzsche-Bezug im Haus durch.
Aktuelle Wechselausstellung

Damit trägt sie nicht zuletzt dem Umstand Rechnung, dass Nietzsche wie wohl bisher kein zweiter Denker gerade auch die Künstler immer wieder stark inspiriert und zu produktiver Auseinandersetzung mit seinen Ideen und seiner Person animiert hat.

Ab Sonntag, den 13. Juni 2021, zeigt das Nietzsche-Haus eine umfassend erneuerte Präsentation über Leben und Werk von Friedrich Nietzsche. Die neue, von Matthias Buschle und Prof. Wolfram Groddeck kuratierte Ausstellung ist biografisch-chronologisch angelegt, erklärt aber auch wichtige Begriffe aus der Gedankenwelt Nietzsches.

Im Laufe der Jahrzehnte nach der Eröffnung ist das Publikum internationaler und das Bedürfnis nach einer neuen, mehrsprachigen Konzeption des Gedenkortes immer stärker geworden. Deshalb wurde ein modernes Ausstellungskonzept unter Einbezug der digitalen Dimension erarbeitet und umgesetzt, das den Geist des Hauses mit den Bedürfnissen nach einem zeitgemässen, auf leicht fassliche Informationen konzentrierten Nietzsche-Museum verbindet.

Die Ausstellungsräume wurden in einem einheitlichen Design gestaltet, auf der Hintergrundfarbe der originalen Zarathustra-Bücher, d. h. in einem dezenten Türkis. Die Abfolge der Vitrinen folgt chronologisch dem Leben Nietzsches. Kostbarkeiten, wie die Erstdrucke und eine kleine, regelmässig wechselnde Auswahl aus den wertvollen Originalmanuskripten der bedeutenden Sammlung Rosenthal-Levy, sind zu besichtigen. Die einzelnen Exponate sind nur knapp beschriftet, die viersprachigen Erläuterungen können in einem Textheft oder auf einer mobilen Website gelesen werden. Eine Reihe von in die Vitrinen integrierten «Tafeln» orientieren über Grundbegriffe und Stichworte von Nietzsches Denken.